Hallo ihr Lieben,
heute habe ich meinen letzten Tag hier in Santiago verbracht und morgen geht es wieder in Richtung Heimat. Ich freue mich nun auf Zuhause und alle meine Lieben! Zurueck blicke ich auf ein paar sehr intensive Wochen, mit einerseits vielen wunderbaren Ereignissen und Momenten und andererseits auch traurigen Tierschicksalen.
Ich bin sehr froh, dieses Spendenprojekt ins Leben gerufen zu haben und sehr dankbar fuer die Zeit, die ich hier verbringen durfte. Am 17. September habe ich am Somportpass die ersten Schritte dieser fast 1000 km langen Reise gemacht. Der Beginn eines grossen Abenteuers! Zunaechst habe ich alleine die „flechas amarilla“ oft vergeblich gesucht, ab Santa Cilia bin ich gemeinsam mit vier lieben Menschen weitergelaufen. Luisa aus Spanien, Rosalba aus Italien und Geneviève und Paul aus Frankreich. Diese pilgererfahrenen Menschen haben mich in die Welt des pilgern eingefuehrt und besonders mit Rosalba hat mich die Liebe zu Tieren sehr verbunden. Die ersten Abschiede gab es dann schon in Puente la Reina.
Spaeter dann habe ich Vaclav kennen gelernt und bin mit ihm grosse Teile des Weges zusammen gelaufen. Es war fuer mich erstaunlich zu merken, wie gut wir im „Gleichschritt“ gelaufen sind. Mal haben wir stundenlang gequatscht oder ueber Dinge, die uns bewegen gesprochen, mal ging jeder seinen Gedanken nach. Es war eine schoene Erfahrung in Gemeinschaft mit anderen zu sein und trotzdem sich in Ruhe mit eigenen Gedanken auseinander setzen zu koennen. Auch war es lustig zu merken, dass ich vom ganzen Englisch sprechen von teilweise auch auf Englisch gedacht habe!
Auf dem Weg habe ich noch viele viele andere liebe Menschen kennen gelernt wie z.B. Beispiel Carmen, Pilar, Michael, Lisa, Jens, Olaf, Stefan, Eva. Mit einigen dieser Menschen bin ich einige Stunden zusammen gelaufen, mit anderen laengere Abschnitte des Weges. Es gab Abschiede, Wiedersehen und viele verrueckte Erlebnisse! Im Gedaechtnis geblieben sind mir z.B. besonders die zwei alten Italiener, die am gleichen Tag wie Vaclav in St.Jean Pied de Port ihre Reise begonnen haben und in ihrem Tempo, langsam aber beharrlich, dann auch Santiago erreicht haben (und dies nur einen halben Tag spaeter als Vaclav und ich!!!). Besonders fand ich auch die Treffen mit Ania, einer super positiv gestimmten Polin, die unglaublich viel Energie hatte. Immer wenn ich die Trekkingstoecke im stakkato hinter mir hoerte wusste ich: da kommt Ania. Mit Eva z.B. hatte ich einen wunderschoenen Abend in einem kleinen Ort, wo wir alle Katzen des Ortes gefuettert haben. Es war toll, eine seelenverwandte Tierschutzseele zu treffen. Oder Jan, einen Belgier mit dem ich abends schoen auf niederlaendisch beim Abendbrot lange Gespraeche gefuehrt habe. Oder Jenny, eine Australierin (die natuerlich auch absolute Tierfrau ist;-)), mir in der Zeit auch sehr ans Herz gewachsen. Mit ihr sind wir einige Abschnitte zusammen gelaufen und zum Schluss haben wir den Camino Finisterre und das Unwetter bezwungen;-)! Sven z.B. hat mir z.B. versucht die „maennliche Psyche und Denkweise“ naeher zu bringen und warum es Maennern so schwer faellt Steuererklaerungen zu machen;-)…
Dankbar bin ich neben diesen Menschen, mit denen ich einige Zeit auf dem Weg verbracht habe, auch fuer all die sehr „speziellen“ Menschen, die mir auf dem Weg begegnet sind – und davon gibt es meines Erachtens auf dem Camino besonders viele…
Hierunter fallen z.B. fuer mich die Egoisten und Egozentriker, die Menschen die sich herzlos gegenueber Tieren verhalten haben, die Menschen die nicht „von Herzen gut“ sind. Diese haben mir noch mal deutlich gemacht, wie wichtig mir solche Eigenschaften bei anderen sind und wie dankbar ich fuer die Menschen in meinem Leben bin, die „von Herzen gut“ sind!
Dies ist auch die wichtigste Lektion, die ich von diesem Weg mitnehme:
– Es ist mir sehr wichtig, dass die Menschen die mir nahe stehen von Herzen gut sind.
Das dies keine selbstverstaendliche Eigenschaft ist, habe ich hier noch mal gemerkt und umso dankbarer bin ich nun fuer die Lieben um mich herum! Denn: Nicht jeder rettet Regenwuermer;-)!!!
Was nehme ich ansonsten noch vom camino mit? Viele viele Erfahrungen und „Weisheiten“, die ich hier gar nicht alle aufzaehlen kann. Scheinbar belanglose Dinge haben mir wichtige Lektionen vermittelt:
– Sorge gut fuer dich!
sowie:
– Wenn du etwas brauchst, sprich es offen an!
Andere koennen nicht immer erahnen, was du brauchst. Andere kommen nicht vorbei und versorgen dich – brauchst du z.B. eine Decke weil dir kalt ist, dann besorge sie dir oder frag jemanden danach.
– Gestalte dir dein Leben schoen!
Wenn es eine bloede Herberge gibt und eine schoene – nimm die schoene Herberge!
– Vertraue auf dich und dein Gefuehl!
Wenn du ein ungutes Gefuehl hast bezueglich einer Herberge oder eines Ortes, dann gehe weiter – so haben wir uns z.B. schon vor einigen Bettwanzen gerettet und stattdessen wunderbare Orte und Menschen kennen gelernt!
– Ich bin ein „Landei“!
Das was ich schon wusste, wurde mir noch mal bestaetigt. Am liebsten mochte ich die Orte, in denen die Bar auch die Albergue ist und auch der Tienda (kleiner Laden) des Ortes. Klein und fein.
– Glaub an dich und deine Faehigkeiten!
Das habe ich hier wirklich gelernt: Ich schaffe mehr als ich glaube. Wie oft habe ich gedacht: ich kann nicht mehr – und dann ging es doch weiter. Und nach einer Nacht Schlaf, manchmal schon nach Schuhe ausziehen, duschen und Essen, sah die Welt schon wieder ganz anders aus.
– Gemeinsam kann man etwas bewegen!
Nachdem ich die Idee zu diesem Spendenprojekt hatte und mich mit der Umsetzung davon auseinander gesetzt habe, hatte ich oft Sorge „ob das denn ueberhaupt Sinn macht“, hatte die Befuerchtung, dass sich keiner fuer diese Idee begeistern laesst. Im Laufe des Projektes und mit jeder einzelnen Spende habe ich gemerkt: doch, gemeinsam koennen wir wirklich etwas bewegen und das freut mich so sehr!
Das sind einige meiner Lektionen vom Camino, mehr werde ich euch bei einem Treffen berichten.
Vielen Dank an alle, die diesen Blog immer so schoen verfolgt haben und mir entweder hier oder per E-Mail das Gefuehl gegeben haben, mit mir gemeinsam auf dem camino zu sein und meine Erlebnisse zu teilen. Es hat mir immer sehr viel Freude gemacht, euch an meinem Weg und meiner Erlebnissen teilhaben zu lassen!
Danke an alle die mich und mein Spendenprojekt, auf welchem Wege auch immer, unterstuetzt haben! Ich werde euch hier zu einem spaeteren Zeitpunkt auch noch mal genau berichten, wieviel wir mit diesem Spendenprojekt bewegt haben!
Bis bald,
Nina